Risikogruppen

Während Hitzewellen werden Krankenhauseinweisungen häufiger und es tritt eine Übersterblichkeit durch Hitzestress oder Hitzschlag auf. Auch Todesfälle durch andere Erkrankungen häufen sich, da Hitze bestimmte Vorerkrankungen verschlimmern kann. Patient:innen mit chronischen Erkrankungen sind daher anfälliger für gesundheitliche Hitzefolgen. Beispielsweise kann sich die Symptomatik von COPD und Asthma durch die wärmebedingte zusätzliche Belastung der Luft verschlechtern.


Besondere Risikogruppen

Insbesondere unter älteren Patient:innen ab 65 Jahren steigt die Zahl der gesundheitlichen Vorfälle während Hitzewellen an, da mit dem natürlichen Alterungsprozess Durstgefühl und die Fähigkeit zur Thermoregulation abnehmen. Besonders betroffene Organe sind Herz, Niere und Hirn, sodass sich vermehrt Herzinfarkte, Nierenversagen und kognitive Einschränkungen bemerkbar machen.

Auch Kinder und vor allem Säuglinge stellen eine besondere Risikogruppe für gesundheitliche Folgen dar, da sie schneller aufheizen, weniger schwitzen und seltener eigenständig trinken.


Weitere wichtige Risikogruppen

Schwangere

Der Körper von Schwangeren produziert mehr Wärme durch erhöhten Stoffwechsel und Blutzirkulation.

Pflegebedürftige und chronisch kranke Menschen

Bestimmte chronische Vorerkrankungen und/oder das Alter verstärkt das Hitzerisiko für diese Menschen. Pflegekräfte und Behandler:innen müssen eine engmaschigere Betreuung sicherstellen.

Wohnungslose Menschen

Fehlende Kühlungs- und Erfrischungsmöglichkeiten sorgen für stärkere Belastungen. In Kombination mit eventuellen Vorerkrankungen, sozialer Isolation und Suchterkrankungen ist der Schutzbedarf für diese Gruppe sehr hoch.

Menschen mit Behinderung

Menschen mit Behinderung sind abhängig von der Form ihrer Behinderung nur eingeschränkt in der Lage, sich eigenständig vor Hitze zu schützen. Bei bestimmten Behinderungen sind auch das Körperempfinden und die Temperaturregulierung sowie die Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt, wodurch das Risiko für eine Überhitzung steigt.

Menschen, die im Freien oder schwer körperlich arbeiten

Schwere körperliche Arbeit im Freien stellt bei Hitze eine höhere Belastung dar. Bei Arbeiten in der prallen Sonne kommt zusätzlich das Risiko hoher UV-Strahlung hinzu.

Ältere, alleinlebende Menschen

Soziale Isolation und schwierige Wohnverhältnisse, etwa in beengten Stadtwohnungen ohne Kühl- oder Lüftungssysteme, und fehlende Kontakte zu einem versorgenden Umfeld setzen diese Menschen einem höheren Risiko aus.

Menschen mit folgenden chronischen Erkrankungen

  • Diabetes mellitus und andere endokrine Störungen (verringerte Wärmeableitung durch Durchblutungsstörungen, reduziertes Schwitzen, Stoffwechselprobleme)
  • Herz-Kreislauf-Leiden (z.B. gestörte Temperaturregelung, erhöhtes Thrombose- und Ischämierisiko, eingeschränkte Nierenfunktion, geänderte Blutzusammensetzung)
  • Atemwegserkrankungen (Bei Asthma, Bronchitis, COPD verschärft Hitze Risikofaktoren durch Luftverschmutzung, erschwerte Wärmeableitung durch Weitung der peripheren Gefäße)
  • Neurologische Erkrankungen (z.B. Parkinson) (eingeschränkte Mobilität)
  • Nierenleiden (Ungleichgewicht von Elektrolyten und Wasser, vor allem bei Älteren, schwächt die Nierenfunktion)

Menschen, die Medikamente einnehmen

Bei Medikamenten, welche die Temperaturregulierung, das Schwitzen und die kognitive Wachsamkeit einschränken, die Gefäßspannung und den Blutdruck beeinflussen, muss in Absprache mit dem behandelnden Arzt gegebenenfalls die Dosierung angepasst oder die Trinkbeschränkung aufgehoben werden.

Dazu zählen: Anticholinerge Arzneimittel, Antipsychotika, Antihistaminika, Mittel gegen Parkinson, Antidepressiva, Anxiolytika und Mittel zur Muskelentspannung, Antiadrenertika und Betablocker, Sympathomimetika, Antihypertensiva und Diuretika, Antiepileptika.


Hinweise für Ärzt:innen

  • Fiebersenkende Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen nützen nicht gegen Aufheizung des Körpers, sondern können bei Hitze für Leber und Nieren schädlich sein.
  • Bei Patient:innen, die unentbehrliche Medikamente einnehmen müssen, sollte besonders auf kühle Aufenthaltsorte und Wohnungen geachtet werden.
  • Notfallmedikamente wie Antibiotika, Adrenergi­ka, Insulin, Analgetika und Sedativa verlieren bei Lagerung über 25 Grad Celsius an Wirksamkeit

Zum Nachlesen

Analitis A, Michelozzi P, D’Ippoliti D, de’Donato F, Menne B, Matthies F, et al. Effects of Heat Waves on Mortality: Effect Modification and Confounding by Air Pollutants. Epidemiology. 2014;25(1):15-22

Kravchenko J, Abernethy AP, Fawzy M, Lyerly HK. Minimization of heatwave morbidity and mortality. Am J Prev Med. 2013 Mar;44(3):274-82

Martiello MA, Giacchi MV. High temperatures and health outcomes: a review of the literature. Scand J Public Health. 2010 Dec;38(8):826-37